Das Wasserschloss Brincke, gelegen in einer malerischen Parklandschaft zwischen Borgholzhausen und Theenhausen, stand am 13. August 2011 auf dem Programm des Heimat-und Geschichtsverein Quelle e.V.

Der Name Brincke taucht 1144 erstmals auf, und zwar im Güterverzeichnis des Grafen von Homburg. Ein Sigfridus von Brincke ist als Ministeriale der Grafen von Ravensberg Zeuge bei verschiedenen Beurkundungen in den Jahren 1231 – 1257. (siehe Neuer Westfälischer Bilderbogen Nr. 22).  Bereits hundert Jahre früher wird der Name „Kerssenbrock“ erwähnt. Johann von Kerssenbrock ist es, der am 20. August 1357 das Wasserschloss für 600 „vollgewichtige Gulden“ kauft. Über 500 Jahre bleibt es im Familienbesitz und erlebt die wechselvolle Geschichte vom Mittelalter über die Reformation, den dreißigjährigen Krieg bis in die Neuzeit.  Kerssenbrocks blieben an der Seite der Grafen von Ravensberg und deren Nachfolger der Grafen und Herzöge von Jülich, Cleve und Berg. Als Ministeriale bekleideten sie das Amt des Vogtes der Vogtei Ravensberg und Rembert von Kerssenbrock wurde 1609 zum Gografen am Gogericht Bielefeld bestellt. Im dreißigjährigen Krieg  nahm ihn 1623 Lübbert de Wendt als Anführer ligistischer Soldaten bei einem Überfall auf die Ravensburg fest, das Schloss Brincke  wurde geplündert. Er kam wieder frei und blieb auf Brincke.

Haus Brinke - Graf erklärtIm Jahre 1753 starb das Geschlecht der Kerssenbrocks auf Brincke mit dem Domprobst Ferdinand von Kerssenbrock aus. Ein Familienzweig der Kerssenbrocks, die evangelische Linie, ist heute noch in Barntrup ansässig. Schloss Brincke erbte Fritz Freiherr von Korff-Schmising, Vetter von Ferdinand, mit der Auflage, den Namen weiterzuführen. Bis nach dem zweiten Weltkrieg verantworteten Mitglieder der Familie von Korff-Schmising-Kerssenbrock die Geschicke des Wasserschlosses.  Die Geschichte des Hauses und der Geschlechter erzählte das jetzige Familienoberhaupt, Graf Justus Freiherr von Kerssenbrock-Korff-Schmising-Praschma, in unterhaltsamer und humorvoller Weise, gespickt mit Geschichtchen und Anekdoten. Er hat Schloss und Gut viele Jahrzehnte als landwirtschaftlichen Betrieb erfolgreich geführt.

Graf Justus gab auch Erklärungen zu den bestehenden Gebäuden: das Torhaus, in dem er Wohnung genommen hat und das früher mal als katholische Schule diente, die Zehntscheune, genannt der  „Lange Jammer“, hier wurden die Abgaben der abhängigen Bauern gesammelt, das Herrenhaus und die Kirche. Das Herrenhaus wurde einige Male umgebaut und erweitert und ist noch heute bewohnt und daher nicht zu besichtigen. Die kleine Kirche, im romanischen Stil 1897 von Graf Franz Xaver und seiner Frau Anna geb. Gräfin Spee erbaut, ist mit einem gotischen Triumphkreuz, sehr alten bebilderten Bleiglasfenstern  und hölzernen Bildtafeln des Leidensweges Christi ausgeschmückt. Kirche

Ein besinnlicher, andachtsvoller Ort. Hier finden auch heute regelmäßig Gottesdienste statt, im Wechsel mit der katholischen Kirche in Borgholzhausen. Die besondere Geschichte dieser kleinen Kirche erzählte Graf Justus mit viel Hingabe. Die Parkanlage mit  Rasen, Blumenbeeten und den Wassergräben fügt sich harmonisch in die Umgebung.

Ein romantischer Ort, so empfanden alle. Ein Ort, der von seinem stolzen Besitzer mit Herzblut, aber auch mit viel Humor und Augenzwickern den Besuchern nahegebracht wurde.

Ein schöner, interessanter Nachmittag, der mit einem gemütlichen Kaffeetrinken bei Meier zur Müdehorst ausklang. Der Himmel hatte ein Einsehen, es blieb trocken.

Teilnehmer

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