Die Mauer- und Dachziegelherstellung aus Ton- und Lehmboden hat im ravensbergisch/lippischen Raum eine lange Tradition. Besonders im Nordosten Bielefelds gab es eine ganze Reihe von Ziegeleien, die den heimischen Markt versorgten. Das war für den Heimat- und Geschichtsverein Quelle Anlass das Ziegeleimuseum in Lage zu besuchen. Im Jahre 1909 hatte hier Gustav Beermann in Sylbach, direkt neben einer sehr ergiebigen Lehmgrube, eine Ziegelei errichtet die bis 1979 für die westfälische Bauindustrie produzierte. Nach der Einstellung des Betriebes übernahm der Landschaftsverband Gebäude und Maschinen und führt seitdem ein Industriemuseum. Die Entwicklung von reiner Handarbeit bis hin zur maschinellen Fertigung ist anschaulich dargestellt. Wurde anfangs die Lehm- und Tonerde mit Spaten abgegraben und per Handkarren zur Mahlanlage gebracht, übernahm das später ein, durch Dampfmaschine getriebener Schaufelbagger. Alle weiteren Arbeitsgänge, in der vom Mahlen der Erde in der sogenannten „Tretedeele“, betrieben mit Pferden, über die Formung der Ziegel im Handstrich bis hin zur Lufttrocknung und schließlich der Brand im Feldbrandofen ist nachzuvollziehen. Besonders interessant der direkte Vergleich zur Fertigung im Industriezeitalter mit maschinell angetriebenem Kollergang ( Lehmmühle ), automatischer Formung und Brand im gemauerten Ringofen. Wurde dieser zunächst ausschließlich mit Kohle von oben befeuert, stellte man in den fünfziger Jahren auf Ölbefeuerung um. Das war zwar effektiver und zunächst kostengünstiger, letztendlich jedoch der Grund für die Schließung des Betriebes. Die Ölkrise in den siebziger Jahren verteuerte die Energie derartig, dass hohe Verluste erwirtschaftet wurden, die nicht aufzufangen waren. Die Geschichte der lippischen Ziegelarbeiter, die in Wanderziegeleien in ganz Europa jedes Jahr für sieben bis acht Monate arbeiteten und lebten ist in einer Sonderausstellung auf dem Gelände untergebracht. Abschriften von Arbeitsverträgen, Briefe an die Familien Daheim, Speisepläne und Exponate aus Wohn- und Schlafkammern geben tiefe Einblicke in das Leben dieser Wanderarbeiter. Eine Serie von Fotos belegt die Situation des Alltaglebens in der Fremde. Nicht nur aus Lippe, auch aus der benachbarten Senne, beides industriearme Regionen, wurden damals Ziegelarbeiter für Wanderziegeleien angeworben. Für alle Teilnehmer ein aufschlussreicher Nachmittag, der durch das herrliche Frühlingswetter gekrönt wurde. Das Museumscafe sorgte für einen genussvollen Abschluss der Veranstaltung. Wer an mehr Informationen über den Feldziegelbrand in Bielefeld interessiert ist: Im Anhang an diesen Bericht ein Beitrag von Otto Imhoff zu lesen der 1950 im Ravensberger Kalender veröffentlicht wurde. |
Weitere Bilder siehe Fotogalerie