Von Geistlichen, Dichtern und Adeligen Nur das feine Rascheln des sanften Windes in den zarten Frühlingsblättern der hohen Bäume begleitete die tiefe Ruhe um die kirchliche Anlage Stockkämpen in Hörste bei Halle. Die knapp fünfzig Teilnehmer der Besuchergruppe des Heimat- und Geschichtsverein Quelle waren sofort beeindruckt von der stillen Schönheit dieses Platzes. Die Nachmittagssonne warf Licht und Schatten über die kleine Kirche und das üppige Blühen des sie umgebenden Friedhofes. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war im Gebiet um Halle die Schlosskapelle Tatenhausen einziges katholisches Gotteshaus, erklärte uns Frau Niemeyer die Küsterin. Grund für die Adelshäuser in Holtfeld, im Besitz derer von Wendt, und in Tatenhausen, wo die Herrschaft Korff-Schmising saß, ein Grundstück auf dem Stockkampe zu erwerben und eine Kirche zu errichten. Im Jahre 1696 wurde sie nach fünfjähriger Bauzeit fertig und vom Weihbischof von Osnabrück dem Evangelisten Johannes geweiht. Die Seelsorge übernahmen die Franziskaner der sächsischen Provinz vom heiligen Kreuz, sie führten die Anlage klosterähnlich bis ins Jahr 1848. Danach kamen "Weltgeistliche" ins Pfarramt. Die ältesten Kustwerke der Kirche sind die Doppelfigur "Maria mit dem Kinde" und "Anna selbdritt" aus der Zeit um 1525. Der barocke Hochaltar wurde 1715 gestiftet. Die Bilder des Kreuzweges von 1758 wurden gestohlen und durch neue ersetzt, seitdem bleibt das Gebäude verschlossen. Gottesdienste werden weiterhin regelmäßig abgehalten. Für den Altkreis Halle ist es die älteste katholische Kirche nach der Reformation, alle späteren Gemeinden sind aus dieser entstanden. Das Gebäude der ehemaligen katholischen Schule und das Pfarrhaus werden heute anderweitig genutzt. Beeindruckend für die Besucher auch der Kirchhof mit kleiner Kapelle und hohen Bäumen. Alte Grabsteine weisen auf die adeligen Familien aus der Umgebung. Graf Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg, Dichter und Freund Goethes, hat hier seine letzte Ruhe gefunden. Er wohnte zeitweilig im Schloss Tatenhausen. Auch heute finden noch Beerdigungen statt, darauf verweist ein Grab des Weihbischofs von Paderborn, Paul Consbruch, das im Februayr 2012 angelegt wurde. Ein friedvoller Ort abseits der Unruhe unserer Zeit. Diesem Ort geschichtlichg verbunden ist das Wasserschloss Tatenhausen, der zweite Anlaufpunkt des Tages. Zunächst im Besitz der Familie von Hoberg ging es durch Heirat an die Korff-Schmisings. Direkte Nachfahrfen bewohnen noch heute die Gebäude. Baronin und Baron Teuffel von Birkensee kümmern sich um den Erhalt des Baudenkmales und bewirtschaften einen Teil von Wald Ländereien. Frau Wittler, eine Schwester der Baronin, empfing die Gruppe zu einem Rundgang durch Schlossgarten und Kapelle. Sehr anschaulich und engagiert führte sie durch die Geschichte des Hauses, erklärte die Nutzung der verschiedenen Gebäude, sowie Um- und Anbauten. Um 1540 begann die Bautätigkeit und endete mit der Orangerie, einem herrlich verspielten Gebäude im Garten, um 1750. Die Besonderheit, aber auch die Beschwernis, täglich in einem solch historischen Gemäuer zu leben, verstand sie deutlich aber auch humorvoll auszudrücken. Alle Räume sind heute mit Möbeln unterschiedlicher Stilrichtungen möbliert und werden beheizt. Nicht ganz einfach, schließlich sind die Gebäude von breiten und tiefen Wassergräben umgeben. Im 18. Jahrhundert wurden Mineralquellen entdeckt und ein Badehaus eingerichtet, das einen guten Ruf bis zum Ende des 19. Jahrhunderts genoss. Ein besonderes Kleinod ist die Kapelle im Untergeschoss des Haupthauses. Einst einziges Gotteshaus im Umkreis ist sie jetzt der Gemeinde Stockkämpen verbunden. Auch heute werden Gottesdienste abgehalten an denen, ausser der Familien im Schloss, auch Gläubige aus der Umgebung teilnehmen. Marienfiguren, eine Annenfigur selbdritt und Darstellungen von Heiligen schmücken den Raum. Als Besonderheit gilt die Sammlung wertvoller Messgewänder, die den Besuchern an Beispielen gezeigt wurde. Am Ende der Veranstaltung waren alle Teilnehmer einig: Ein Besuch in Stockkämpen und Tatenhausen ist westfälische Geschichte interessant dargestellt und damit hautnah erlebt. |