Schon die Fahrt von Quelle nach Bünde war für die Teilnehmer des Ausflugs purer Genuss. Strahlender Sonnenschein vom azurblauem Himmel ließ das Herbstlaub golden leuchten. Der Herbst im Ravensberger Hügelland zeigte sich von seiner besten Seite. So trafen denn auch alle gut gelaunt und erwartungsvoll am Museum an. Jürgen Klüter, ehrenamtlicher Mitarbeiter und Museumsführer, begrüßte die Gruppe in den 2010 restaurierten Räumen des Striedieckschen Hofes. In diesem, 1828 erbauten ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäude, sind heute über 2000 Exponate rund um den Tabak untergebracht. Zunächst aber gab Klüter einen Überblick über die Geschichte des Tabaks von Christoph Columbus, der die Pflanzen aus Amerika mitbrachte bis in die heutige Zeit. Vom Tabak, eine Pflanze der Gattung Nachtschattengewächse sind 75 Arten bekannt. Der Genuss von Tabak in allen Formen ist von Indianern kultiviert worden. Der dreißigjährige Krieg war es, der das Rauchen von Tabak über ganz Europa verbreitete. Tabak wird in Deutschland seit über 400 Jahren angebaut und breitete sich bis Ende des 19. Jahrhunderts stark aus. Klüter erklärte, dass der Rückgang des Leinengewerbes durch industrielle Fertigung besonders die Tabakverarbeitung im Ravensberger Land gefördert hat. Der Raum um Bünde wurde einer der Schwerpunkte. Nachdem 1842 Georg Meyer die Zigarrenproduktion aufnahm, bildeten sich schnell immer mehr Fabriken. Die Menschen in Ravensberg, durch das Weben und Spinnen von Leinen an Heimarbeit gewöhnt , rollten auch Zigarren an Arbeitsplätzen in ihren Häusern. Durch Mechanisierung der Prozesse wurde im Lauf der Jahre immer weniger Arbeitskräfte benötigt und heute gibt es in Bünde nur noch zwei Betriebe der Tabakverarbeitung. Für den Einzug und die Kontrolle der Tabaksteuer ist Bünde aber weiterhin bundesweit zuständig. Nach diesem Überblick begann der Gang durch die Ausstellung. Pfeifen in jeder Form und Ausführung aus Bruyéreholz, Meerschaum, Porzellan, Ton und Horn waren zu sehen. Einfache Stücke für den täglichen Gebrauch wie auch reichverzierte, wertvolle Kunstwerke. Historische Werkzeuge zur Pfeifenherstellung. Historische Arbeitsplätze von Zigarrendrehern und die längste rauchbare Zigarre der Welt. Zigarettenschachteln aus den 20ziger Jahren bis in die Gegenwart erinnerten viele Besucher an das eigene Rauchvergnügen von ehemals. Vielfältige Zubehörartikel wie Streichholzschachteln, Aschenbecher und Pfeifenrauchermöbel rundeten die Ausstellung ab. Zum Ende gab es noch einen Gang durch eine kleine Produktionshalle mit Zigarrenmaschinen der heutigen Zeit. Natürlich fehlte es auch nicht an Hinweisen auf die Gesundheitsgefährdung durch den Tabakgenuss. Alles in allem eine sehr spannende, hoch interessante Veranstaltung. Bei der Vielzahl der Exponate lohnt sich ein zweiter Durchgang auf jeden Fall. Ein großer Teil der 28 Teilnehmer beschloss den Nachmittag mit einer Tasse Kaffee in der Bünder Altstadt - mit und ohne Tabakgenuss. |