In einem Schloss zu wohnen hatten sich die 39 Teilnehmer, die mit dem Heimat- und Geschichtsverein zur Residenz nach Detmold gefahren waren, bestimmt etwas anders vorgestellt. Wärmer sicherlich. Die Außentemperaturen waren bei nasskaltem Wetter schon nicht sonderlich aufregend an diesem 16. Februar. In den Räumen jedoch war es kalt bis frostig. Verständlich, dass die unbewohnten Teile der Gebäude mit den großen und hohen Räumen nicht beheizt werden können, die Kosten wären unerschwinglich. Der Schönheit der Säle, Salons, Möbel und Einrichtungsgegenstände tat das allerdings keinen Abbruch. Über schön gestaltete Treppenhäuser ging es in den roten Saal, das Jagdzimmer und den Ahnensaal. Zur Begeisterung der Besucher in den großen Filzpantoffeln, die so schwungvoll über das Parkett rutschten. Seidentapeten und große Gemälde wechseln mit dunklen Holzdecken und einer eindrucksvollen Ahnengalerie. Immer wieder Ausstellungsschränke geschmückt mit Intarsien und gefüllt mit edlem Meißner und Berliner Porzellan. Im großen Königssaal riesige flämische Gobelins mit Motiven aus dem Leben Alexander des Großen. In den Einrichtungen sind Stilepochen von der Renaissance bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts vertreten und vermitteln einen Blick in die Kultur vergangener Zeiten. Das Residenzschloss war Sitz der Grafen und Fürsten zu Lippe und blieb auch nach Thronentsagung des letzten Fürsten Leopold IV. im Jahre 1918 Stammsitz der Familie. Noch heute bewohnen Familienmitglieder einen Teil der Anlage. Am Ende der Führung war niemand der Besucher darüber traurig, dass Prinzessin Traute, die an diesem Tage ihren 88. Geburtstag beging, die Gesellschaft nicht zum Kaffee geladen hatte. Nach einem kurzen Gang über den Marktplatz traf man sich zum Aufwärmen im Grabbe-Café zu heißen Getränken und Kuchen. Sicherlich wärmer und gemütlicher als oben im Schloss – auch im bewohnten Teil – vermuteten alle. Trotzdem, in der Nähe ein solches Kleinod zu finden, hatte niemand vermutet. Darüber, und über die Schönheit einiger Ausstellungsstücke, sprach man noch auf der Rückfahrt mit der Bahn „Der Leineweber“ nach Brackwede.