Zum 4. Mal begaben sich am Karfreitag Gottesdienstbesucher der Queller Evang. Johannes-Kirchengemeinde auf den Kreuzweg zur Jostberg-Klosterruine im Teutoburger Wald. Neuschnee und eine zauberhafte Waldlandschaft werden den Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben. Für Christen in aller Welt ist es eine gute Tradition, mit einem symbolischen Nachempfinden des Leidensweges an die Kreuzigung Jesu Christi zu erinnern. Gerade in einer Zeit, in der die Rufe nach einer Liberalisierung und Aufhebung der Karfreitagsruhe immer lauter werden, und Interessengruppen ihren gewohnten Kommerz dadurch maximieren möchten, setzen die Queller mit ihrem Kreuzweg ein Zeichen. Der Heimat- und Geschichtsverein Quelle haben in Zusammenarbeit mit der Ev. Johannes-Kirchengemeinde auch 2013 wieder dieses spirituelle Gedenken organisiert. Schon im Gottesdienst spürte man das Besondere des Tages. Der Orgelklang war verstummt und die Osterkerze gelöscht. Pastor Dreier erklärte in seiner Predigt die Bedeutung des Kreuzes und machte dies bezogen auf die Veränderungen der christlichen Kunst in den Jahrhunderten aufmerksam. „Wir feiern diesen Gottesdienst mit der Auferstehung am Ostermorgen weiter, denn das Sterben und Leben Jesu gehören zusammen und können nur zusammen verstanden werden“ sagte er. Im Anschluss an den Karfreitagsgottesdienst machten sich viele Gottesdienstbesucher auf den Weg zum Jostberg. Wo in verschiedenen Ländern der Erde der Weg Christi, der mit einer Dornenkrone sein Kreuz selbst zur Hinrichtungsstätte tragen muss, spektakulär und medienwirksam dargestellt wird, findet der Kreuzweg der Quelle eher besinnlich statt. Abwechselnd wurde von verschiedenen Teilnehmern das große Holzkreuz vorneweg getragen. Sieben Mal hielt die Gruppe an, um von den Pastoren Dreier und Ledwa die Worte aus dem Markusevangelium zu hören, die das Leiden Jesu beschreiben. Mit Anregungen zur Besinnung und gemeinsam gesungenen Liedversen ging es dann weiter in den Teutoburger Wald. Mancher Autofahrer wird überrascht gewesen sein, als die Gruppe die Bundesstraße 68 überquerte. So wurden vielleicht auch einige eilige Feiertagsurlauber durch das Stopp-Zeichen der Polizei zum Nachdenken über den Sinn des Karfreitags angeregt.

Der Leidensweg Christi, die Via Dolorosa wie es lateinisch heißt, führte damals in Jerusalem hinauf zum Kalvarienberg, der Hinrichtungsstätte. So führte auch für die Queller der Weg in Richtung der früheren Bielefelder Hinrichtungsstätte, der Galgenheide. Die Klosterruine am Jostberg liegt auf halben Weg dorthin, unmittelbar am westfälischen Jacobsweg. Das Zusammentreffen mit der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde aus Dornberg an der Klosterruine dort war abgesprochen. Denn nun konnte ein Stück Kreuzweg-Ökumene gelebt werden. Inzwischen war die Pilgergruppe auf ca. 80 Personen angewachsen. Unter dem Kreuz der Ruine, und bei leichtem Schneefall, lasen Pastor Jacobs aus Dornberg und Pastor Dreier den letzten Teil der Bibelübertragung aus Markus 15. Mit gemeinsamen Gesang, Gebet und dem Segen beider Pfarrer beschlossen sie den diesjährigen Kreuzweg. Das ehemalige Jostberg-Kloster wurde 1502 von den Franziskanermönchen geweiht. Franziskaner waren es auch, die Kreuzwege später wieder zu einer Art Volksandacht entwickelt haben.

 

 

Der Kreuzweg der Queller war eine gute Erinnerung und Vertiefung der Leiden Christi, um damit dem Sinn des Karfreitags nachzugehen. Der Ausgang der Passion Christi ist ja bekannt. Erst der Tod durch Kreuzigung, dann am Ostersonntag die Auferstehung. Heute besteht in allen christlichen Konfessionen weitgehend Einigkeit darüber, dass Tod und Auferstehung Christi an Ostern unlösbar zusammengehören und als Ganzes gefeiert werden. Darum wird am Ostermorgen dann in allen Kirchen gerufen:

„Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“