Eigentlich war Regen angesagt für diesen Wandertag. Als sich aber die knapp 20 Wanderer vor dem Gemeinschaftshaus in Quelle trafen war es zwar sehr kühl, aber trocken. So startete man frohgemut und forschen Schrittes über den Biohof Bobbert und die Alleestraße, vorbei an der Klosterruine am Jostberg, in Richtung Olderdissen. Der Wind schlug uns und den Tieren die Geräuschkulisse der nahen Alm um die Ohren: Fußballsamstag!
Im Jahre 2004 waren auf Einladung ehemalige Insassinnen nach Bielefeld gekommen und hatten als Zeitzeugen über ihre Erlebnisse berichtet. Zwischen 14 und 19 Jahre alt waren die jungen Menschen die hier in einem 12 Stunden Rhythmus unter erbarmungswürdigen Umständen vegetierten. 12 Stunden Schicht bei Dürkopp an den Munitionsmaschinen wechselten mit 12 Stunden Hunger und Kälte im Barackenlager. Auf dem Gelände ist mit einem Stahlband der Umriss einer Baracke angedeutet. „Der Hunger ließ uns nicht los“ ist auf dem Band eingraviert. „Kein warmes Wasser, keine Watte, keine Tücher und kein Toilettenpapier“ zeugt an anderer Stelle von der unmenschlichen Behandlung. Während des Rundgangs hatte ein eiskalter Wind eingesetzt. Hautnah spürten die Besucher wie erbärmlich sich damals die Menschen an dieser Stelle gefühlt haben müssen, ohne warme Jacken, dicke Schuhe und Schals. Die Skulptur „Unter Zwang“ der Künstlerin Susanne Albrecht wurde im November 2010 der Öffentlichkeit übergeben. Die in einer Betonplatte eingepferchten Bäume zeigen deutlich was sich hier abgespielt hat: Unter Zwang leben. Nach einem Dank an Wolfgang Herzog schritten die Teilnehmer der Führung nachdenklich und frierend schnellen Schrittes zum Hof Olderdissen um sich bei einem heißen Getränk aufzuwärmen. Auch das war damals nur den Besuchern vergönnt, die zum „Russen gucken“ neugierig aus der Stadt auf den Berg wanderten. Auch auf dem Heimweg nach Quelle war die Geschichte des Lagers „Bethlem“ dort auf dem Johannisberg Grundlage vieler Gespräche der Wanderer. Wegen der zunehmenden Kühle wurde der Gang über den Natur- und Kulturerlebnispfad Blömkeberg in der Hoffnung auf wärmere Tage verschoben. |
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