Als die Teilnehmer der Halbtagesfahrt des Heimat-und Geschichtsverein Quelle e.V. am 1. September 2018 nach Bad Bentheim starteten, ahnten sie nicht, wie hochherrschaftlich dieser besuch enden würde. Bei angenehmem Wetter und in guter Stimmung ging es mit dem Bus von Neumann über die Autobahnen vorbei an Osnabrück, Ibbenbüren und Rheine bis an die holländische Grenze. Schon bei Einfahrt in den Ort nahm man wahr, wie die gewaltigen Gebäude der Höhenburg den Ort dominierten.
Vor der Besichtigung der einzelnen Gebäude stand an diesem Tage allerdings das Vergnügen: Die Kaffeetafel im Burg Café war bereitet und bei dem prächtigen Wetter nahmen alle gern im Cafègarten innerhalb der Burgmauern Platz. Man fühlte sich im Angesicht der großen Tore, Türme und Wehrmauern anheimelnd beschützt. Dann aber begann die Führung. Zwei sehr engagierte und kundige Personen nahmen die Gesellschaft mit in die wechselvolle Vergangenheit und Gegenwart der Burg und deren Besitzer. Zunächst gab es einen geschichtlichen Überblick Erstmals erwähnt wurde die Burg um 1020 .Chr. als im Besitz von Otto von Northeim, der auch mit den Grafen zu Ravensberg verwandt war. Danach um 1116 eroberte Graf Lothar von Süpplinburg (später Kaiser Lothar III), der uns von unserem Besuch in Königslutter in Erinnerung ist Land und Burg. Ab 1190 begann die Herrschaft der Dynasten von Bentheim als Nebenlinie der Grafen von Holland.
Bis heute prägen seit diesen Jahren die Grafen und Fürsten von Bentheim-Steinfurt die Geschicke von Burg und Land. Die Nebenlinie von Bentheim-Tecklenburg hat ihren Stammsitz im Schloss Rheda. In der Reformation trat das Haus Bentheim-Steinfurt zum Protestantischen Glauben über, war zunächst evangelisch-lutherisch, später wechselte Graf Arnold II zu den Reformierten, denen die Familie bis heute angehört. Im Jahre 1817 kam Bentheim zu Königreich Hannover und die Grafen wurden mit dem Fürstentitel belohnt. Nach dem Untergang der Monarchie im Jahre 1918 behielt die Familie ihre Stammsitze auf Burg Bentheim und im Schloss Steinfurt.
In der Burg Bentheim und hier im Gebäude der Kronenburg weilten jetzt häufig die adeligen verwandten aus den benachbarten Niederlanden. So verbrachten die Königinnen Emma und Wilhelmina hier häufig ihre Sommerferien. Man findet in vielen Räumen Hinweise auf die holländische Verwandtschaft. Nach einem Blick in die Katharinenkirche mit der Statue des Herrgottes von Bentheim ging es über die Wehrmauern zum Pulverturm mit tiefem Verlies und wehrhafter Kanone. Der Kronenburg vorgelagert ein Gebäude, in dem historische Kutschen ausgestellt sind. Danach die herrliche Kronenburg mit beeindruckenden Zimmer Sälen und Zimmern. Hier waren auch die königlichen Gäste untergebracht. Man erkennt es sofort an den erlesenen Möbeln, dem prachtvollen Rittersaal mit gedeckter Tafel, ausgestellten Rüstungen und einem Schlafgemach, sowie dem Ernst-August-Salon und der Bibliothek. Alles im Stil des Neurokoko, alles in großer Pracht und mit wertvollen Hölzern und Gebrauchsgegenständen.
Von so viel Glanz und Prunk beeindruckt sahen die Teilnehmer der Fahrt hinauf zum Pulverturm in dem Reinhard Prinz zu Bentheim bis Bentheim mit seiner Familie bis heute wohnt. Trotzdem beneidete ihn, den vierundachtzigjährigen und auch seinen Bruder, Fürst Christian zu Bentheim-Steinfurt der im fünfundneunzigsten Lebensjahr steht, niemand um den Besitz der Burg und des Schlosses und auch das designierte Familienoberhaupt Erbprinz Carl-Friedrich, heute einundvierzigjährig, muss mit den Vorteilen aber auch Beschwernissen eines historischen Besitzes und einer adeligen Vergangenheit und Gegenwart leben. Das wollte denn doch ernsthaft keiner der tief beeindruckten Fahrtteilnehmer. So ging es frohgemut zurück ins bürgerliche Quelle.