Der HGV Quelle bietet am Anfang jeder Saison einen Ausflug nach Bielefeld an. Diesmal stand ein Besuch im Alten Rathaus in Bielefeld City auf dem Programm. „Auf den Spuren der Freimaurer“ war der etwas ominöse Titel. Wer schon einmal im Alten Rathaus war, kennt den Bau als ein Denkmal des Historismus. Wer ihn aber mit den Augen von Hartmut Meichsner, Ex-Ratsherr und Noch- Mitglied der BV Mitte, betritt, kommt aus dem Staunen nicht heraus. So erging es allen Teilnehmern des Saisonauftakts des HGV am 22. 02. 2020.

Meichsner, am Anfang konfrontiert mit der Frage einer Teilnehmerin nach den Freimaurern, antwortete prophetisch: „ Ich werde versuchen es zu erklären, aber Sie werden am Schluss mehr Fragen haben als am Anfang.“

Was Meichsner allen Beteiligten vermittelt hat: die Baumeister des Alten Rathauses waren Freimaurer, weil die Logen im königlich-kaiserlichen Preußen allerhöchste Protektion genossen. Sie konnten daher das Alte Rathaus ohne Genehmigung der Regierung planen. Sie haben das Alte Rathaus als „Lehrgebäude“ errichtet, das die Menschen – jedenfalls solchen, die die Zeichen zu lesen verstanden – zur Humanität erziehen sollte. Sie arbeiteten mit Zeichen, die uns heute kaum mehr geläufig sind. Vordergründig sind sie nur ein dekoratives Element, hintergründig transportieren sie den Humanismus, wie er von den Freimaurern verstanden wird.

Schon im Windfang präsentieren sich in den Zwickeln die Skulpturen von Lehrling, Gesellen und Meister mit den freimaurerischen Zeichen des jeweiligen Grades ( der Entwicklung ) in der Hand. Die für die Freimaurerei besonders wichtigen Tugenden Weisheit, Schönheit und Stärke werden am Beginn des Trakts längs der Viktoriastraße durch entsprechende Köpfe über den ersten Türen repräsentiert. Dass dahinter die SPD-Ratsfraktion residiert, ist allerdings dem von keiner Freimaurerei inspirierten Raumbelegungsplan des Hauptamts geschuldet und daher rein zufällig.

Selbst die Fliesen des Fußbodens haben noch eine ideelle Bedeutung. Vor der ehemaligen Sparkasse im Erdgeschoss – heute ebenso zufällig Sitz der CDU-Fraktion – wird durch die abwechselnde Verlegung von roten und weißen Bodenfließen ein Wellenmuster erzeugt. Damit wird die Vereinigung von Sol und Luna als erste Stufe des Alchemistenprozesses zur Gewinnung des „Stein des Weisen“ dargestellt, „ wodurch – sinnbildlich – das von der Sparkasse eingenommene Geld durch gutes Wirtschaften gesichert und zum Nutze der Kundschaft vermehrt wird“ ( Meichsner ).

Die Führung umfasste auch die Treppe zum ersten Obergeschoss und die dort zu lesenden Zeichen der Freimaurer und, wegen des schlechten Wetters vermittelt durch einen Beamer, wichtige Teile der Außenfassade des Alten Rathauses Bielefeld, besonders des Giebels zur Viktoriastraße.

Herr Meichsner hat mit seiner Führung Staunen und Neugierde bei den Teilnehmern geweckt, die sie auch begleiten werden, wenn sie das Alte Rathaus wieder besuchen: also ein im wahrsten Sinn des Wortes staunenswerter Saisonauftakt!

Als Anlage zu der Veranstaltung noch eine Abhandlung von Herrn Meichsner zum Bielefelder Rathaus.