Trotz des Coronavirus – knapp 50 Mitglieder kamen am 09. März zur Jahreshauptversammlung des Heimat- und Geschichtsvereins Quelle ins Johannes-Gemeindehaus an der Georgstraße, mehr als in „normalen“ Zeiten. Der Vorsitzende Horst Brück erinnerte nach der Begrüßung an die verstorbenen Vereinsmitglieder Frank von Dallwitz, Erhard Schelp und Hans Gieselmann, die Versammlung ehrte sie mit einer Gedenkminute. Im anschließenden Rechenschaftsbericht verdeutlichte Brück die Bedeutung des Vereins für Quelle: über 300 Personen insgesamt beteiligten sich an den Fahrten und Wanderungen des Vereins, Archiv, Bibliothek und Hünenburg-Museum stehen der Bevölkerung offen, am „Queller Sommer“ und am Queller Weihnachtsmarkt hat sich der HGV beteiligt und für zufriedene Besucher gesorgt. 49500 Nutzer klickten 2019 den Internet-Auftritt des Vereins an. 109 Mitglieder sorgen für eine gute finanzielle Basis. Der alte Vorstand wurde von den Mitgliedern entlastet.
Die Wahlen zum neuen Vorstand erbrachte folgende Zusammensetzung: Vorsitzender des HGV bleibt Horst Brück, sein Stellvertreter wird der bisherige Kassenwart Egon Leimkuhl, Irmgard Kügler wird neue Kassiererin, Reinhard Kräuter bleibt Schriftführer und Pressewart. Dem erweiterten Vorstand gehören Harald Strathkötter (Stellv. Kassenwart und Medienbeauftragter), Ursula Landwehr (Stellv. Schriftführerin) sowie als Beisitzer Ortsheimatpfleger Horst-Hermann Lümkemann, Jürgen Grimme, Elke Fechtel, Dr. Ralf Gietl, Dieter Schulz und Ute Silbernagel-Grimme an. Auf eigenen Wunsch ausgeschieden aus dem Vorstand ist der bisherige Stellvertretende Vorsitzende Dr. Volker Hausmann. Der Vorsitzende Horst Brück bedankte sich mit einem großen Blumenstrauß und einem Weinpräsent für 12 Jahre Vereinsarbeit und hob in seiner Laudatio die absolute Verlässlichkeit und gute Zusammenarbeit mit dem früheren Oberstadtdirektor von Bielefeld hervor. Gerade bei komplizierten Sachzusammenhängen im Vereins- und Vertragswesen und bei rechtlichen Angelegenheiten habe sich seine Kompetenz bewährt; für diese Dinge sagte Hausmann dem Verein auch für die Zukunft seine Hilfe zu. |
Den Abschluss der Versammlung bildete ein hochinteressanter Vortrag des Leiters des Stadtarchivs Bielefeld, Dr. Jochen Rath, der ältere, neuere und neueste Erkenntnisse zur Geschichte Bielefelds vermittelte. Anhand von Bildern aus seinem neuen Buch „Bielefeld. Eine Stadtgeschichte“ führte er die Zuhörer in eineinhalb Stunden durch Bielefelds Geschichte von den Anfängen bis zum heutigen Iststand. 1214 wird Bielefeld, obschon älter, erstmals erwähnt als „bileuelde“. Wir lernen: feld = Fläche, bil = Spalt, Schlag; der Name Bielefeld bedeutet also Spalt im Höhenzug des Teutoburger Waldes. Aus dem Jahre 1326 wissen wir, dass Bielefeld Münsteraner Stadtrecht besitzt. Bis 1512 gibt es zwei Bielefeld, die Altstadt (das Hufeisen) und die Neustadt, die beide einen eigenen Rat und eine eigene Verwaltung aufweisen. In Bielefeld fehlen bisher die Nachweise über Auseinandersetzungen zwischen den beiden benachbarten Städten. Der Name der Altstädter Nicolaikirche hängt mit der Hanse-Zugehörigkeit der Stadt zusammen, denn St. Nikolaus war der Schutzpatron der Kaufleute, und die Hanse war eine Kaufleutevereinigung.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hat Bielefeld kontinuierlich um die 3000 Einwohner, erst mit der Industrialisierung stieg diese Zahl über 8500 E. (1830) und 50000 E. (1890) auf 340000 Menschen heute an. Die Wiege der Industrie in Bielefeld war die Spinnerei „Vorwärts“ der Gebrüder Bozi zwischen Quelle und Innenstadt, dann folgte die Ravensberger Spinnerei des Bielefelder Leinenpatriziats. Maschinenbau (u. a. Dürkopp), Dr. Oetker, Fahrräder und Nähmaschinen ergänzten den industriellen Aufschwung. Immer ist es die Zuwanderung von Menschen nach Bielefeld, die neue Arbeiter und bald auch neue Arbeitsideen schafft und damit neue Berufsbilder.
Am 30. September 1944 wird die Innenstadt durch einen Bombenangriff der Alliierten fast völlig zerstört; 649 Tote sind zu beklagen, darunter 127 Fremdarbeiter. Nach dem Krieg wird die Entstehung und Entwicklung der neuen Universität treibendes Element für das Wachstum der Stadt. Herr Dr. Rath wird für seine Ausführungen von den Anwesenden mit großem Beifall bedacht.