Salzgeschichte Bad Rothenfelde
Wussten Sie schon, wie der Ortsname „ Rothenfelde“ entstanden ist?
Warum die Salinen eigentlich Gradierwerke heißen und wie Salzsieden funktioniert?

Um auf diese Fragen eine Antwort zu finden, hatte der Heimat- und Geschichtsverein Quelle am 07.05.2022 zu einer Fahrt nach Bad Rothenfelde eingeladen.
Vor Ort trafen 22 Interessierte auf 2 Gästeführer, um die unterirdischen Solegänge und die Gradierwerke näher zu erkunden.



Alles begann 1724, als man auf dem Gelände des heutigen Konzertgartens auf eine ergiebige Sole-Quelle stieß. Dieses war auch gleichzeitig die Geburtsstunde des Ortes Rothenfelde. Die Sole leitete man unterirdisch über einen 300m langen Röhrenkanal bis zu einem Wasserrad. Dieses trieb eine Pumpe an, die die Sole auf das Gradierwerk beförderte. Durch wiederholtes Abrieseln an den Dornenwänden wurde der Salzgehalt von 5% auf 24% erhöht und anschließend zu den Siedehäusern geleitet. Hier entstand durch Kochen der Sole (Siedevorgang) reines weißes Salz, welches noch bis zum Jahr 1969 produziert wurde.

Die unterirdischen Solegänge fanden danach lange kaum Beachtung. Erst im Jahr 2018 wurde ein Teilstück der Gänge für die Öffentlichkeit begehbar gemacht. Heute führen vom Konzertgarten 14 Stufen hinab in die kühle Unterwelt von Bad Rothenfelde. Kombiniert mit der Besichtigung der alten Quelle mit der historischen Pumpanlage, ein fast mystisches Erlebnis.

1826 entdeckte man bereits auch die Heilkraft der Sole zur Linderung unterschiedlicher Erkrankungen, und es entwickelte sich parallel zum Siedebetrieb das Kurwesen. Aus dem Dorf Rothenfelde wurde 1905 ein „Bad“.

Das neue Gradierwerk von 1822 ist die längste gradlinige Anlage Westeuropas, die auf einem eigens dafür geschaffenen Wall, in dem sich die Solespeicher befinden, errichtet wurde. Es ist auch das einzige Bauwerk dieser Größe, dessen Konstruktion ohne die üblichen Seitenstützen auskommt.

Im Juli 2001 konnte ein 80m langer Demonstrations- und Inhalationsgang im Inneren des Bauwerkes eröffnet werden. Dem Besucher wird dadurch ein Blick auf die Konstruktion der alten Balken und Dornenbündel gewährt. Dieser Gang endet in einer Inhalationskammer.

Früher erfüllten noch 3 Windmühlen auf der oberen Plattform über Jahrzehnte ihre Funktion. Technischer Fortschritt, wie Dampfkraft und Elektrizität, machten sie jedoch überflüssig, und 1922 wurde die letzte Mühle demontiert.

Viele Jahre hegte sich danach der Wunsch, dass sich wieder eine Mühle auf dem Gradierwerk drehen sollte, um das Bad Rothenfelder Wahrzeichen noch einmal in ihrer Vollständigkeit zu zeigen. 2007 wurde die Vision, 10m über dem Gradierwerk, endlich Wirklichkeit. Heute ist die "Windkunst" für jeden Besucher schon von weitem sichtbar.



Der Abschluss für beide Gruppen endete bei Kaffee und Kuchen im Café Strathmann.
Die bewegte Geschichte rund ums Salz und die gute Sole-Luft macht Bad Rothefelde zu einem interessanten Ausflugsziel.