Wenn jemand eine Reise tut ...
… so kann er was erzählen. Das wusste Matthias Claudius schon vor über 200 Jahren. Da gab es das Wasserschloss Lembeck auch schon, den dortigen Heimatverein allerdings noch nicht. Der wurde erst 1922 gegründet und ist somit immerhin auch schon 100 Jahre alt.
Ein guter Grund für den Heimat- und Geschichtsverein Quelle, zu einer Tagestour zum Schloss Lembeck bei Dorsten einzuladen, nicht nur, um das Schloss zu besichtigen, sondern auch all die alten Maschinen und Werkzeuge, die der Heimatverein dort unterm Dach des imposanten Gebäudes zusammengetragen hat.
„Es ist wichtig zu wissen, wie man damals gelebt und gearbeitet hat“, erklärt Leo Löchteken, der uns durch die umfangreiche Sammlung führt und uns einen Einblick gibt in die Handwerksberufe des vergangenen Jahrhunderts. Auch der Blick in das damalige Zuhause der Handwerker und ihrer Familien lässt ahnen, wie mühsam der Alltag gewesen sein muss. „Ach, das kenne ich noch von meinen Großeltern.“ Diesen Satz habe ich im Laufe der Besichtigung mehr als einmal gehört.
Als wir dann im Anschluss die prächtigen Kostbarkeiten in den unteren Räumen des Schlosses besichtigen dürfen, kann ich nur mit Ehrfurcht darüber staunen, was die Menschen damals schon für nützliche, aber auch wunderschöne Dinge gefertigt haben und zwar alles ohne Strom und Computertechnik – Handmade“ – würde man heute sagen.
Das Wasserschloss Lembeck ...
liegt im nördlichen Teil des Kreises Recklinghausen in der Stadt Dorsten – eher noch Münsterland als Ruhrgebiet – inmitten des Naturparks Hohe Mark, auf zwei Inseln, umgeben von einer großen Wassergrabenanlage, dem rechteckig aufgestauten Lembecker Wiesenbach. Die imposanten Barockgebäude sind aufgereiht in einer durchschreitbaren Ost-West-Achse von ca. 500 m.
Die Schlossanlage besteht aus der Vorburg und dem dreigeschossigen Herrenhaus, die beide Ende des 17. Jahrhunderts ihre heutige Gestalt erhielten. (Eine ausführliche Beschreibung ist nachzulesen unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Lembeck.)
Bei der Schlossbesichtigung – die Räume dürfen nur in Filzpantoffel-Überziehern betreten werden – waren nicht nur die zahlreichen Kunstwerke (kostbare Wandteppiche und Gemälde) zu bestaunen, aufmerksam lauschten die Queller Heimatfreunde auch den Ausführungen der kompetenten Schlossführerin, die viel Wissenswertes zum Schloss und seinen Bewohnern – vom Mittelalter bis in die Neuzeit – erläutern konnte. Bereits1177 wird ein Ritter names Lembeck genannt.
1526 gelangte der Besitz durch Heirat an die Familie von Westerholt, 1708 an Dietrich Freiherr von Merveldt zu Westerwinkel, dessen Familie später in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Derzeitige Besitzer des Schlosses sind Ferdinand Graf von Merveldt und seine Frau Catherine, die einen ruhigeren Teil der Anlage bewohnen.
Der Hotel- und Restaurantbetrieb wurde bereits 2016 eingestellt, einige Räumlichkeiten können aber für private Zwecke – z. B. standesamtliche Trauungen – angemietet werden.
Im Dachgeschoss (über die gesamte Länge des Haupthaues) präsentiert der Heimatverein Lembeck (siehe oben) seine umfangreiche Sammlung. Über solch ein Raumangebot konnten die Queller nur staunen, wollen aber keinesfalls nur davon träumen.