Der Heimat und Geschichtsverein fuhr mit einem Bus am 13.Mai 2023 nach Freistatt. Nach der Ankunft wurden wir von Herrn Semper, Leiter des Büros für Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung Bethel im Norden empfangen. Er erklärte uns den Werdegang des Ablegers der Anstalt Bethel. Im Jahre 1899 kaufte Friedrich von Bodelschwingh im Wietingsmoor das Gelände.
Es sollte nach dem Vorbild von Bethel eine Einrichtung für Anfallskranke und arbeits- und heimatslose, umherziehende arme Männer entstehen. Die „Arbeitskolonie“ entwickelte sich schnell zu einer Anstalt für Herren der gehobenen Gesellschaft, die Schwierigkeiten mit dem Alkohol hatten.
Es kamen noch fünf Gebäude für 350 schwer erziehbare Jugendliche hinzu. Durch denunzieren der Jugendlichen die zu spät abends noch draußen oder durch andere Kleinigkeiten aufgefallen waren konnte man sehr schnell in die Erziehungsanstalt zu kommen. Die Diakone entschieden dann wann die Jugendliche richtig erzogen waren. Dadurch war es sehr schwer wieder heraus zu kommen.
Es bestand die Meinung unter Wissenschaftlern, dass Jugendliche nur mit Strenge und Gewalt erzogen werden konnten. So wurden mit Schläge und Bestrafungen nicht gespart. Die Jugendlichen mussten in Firmen und bei Bauern in der Umgebung arbeiten. Für die meisten Zöglinge gab es nur die schwere Arbeit im Moor zu verrichten. Wenn Jugendliche ausgerissen waren, wurde auf sie ein Kopfgeld ausgesetzt, das sich die kleinen Bauern in der Nachbarschaft gerne verdienten. Es herrschte unter den Zöglingen das Faustrecht, das von den „Erziehern“ noch gefördert wurde. Eine Schule gab es für die Jugendlichen nicht.
Anfang der 1970 ger Jahre änderten sich die Erziehungsmethoden. Bethel arbeitete diese Zeit sehr früh und gründlich auf, unter anderem 2015 mit dem Kinofilm „Freistatt“, in dem die Schikanen gegen die Jugendlichen gezeigt wurden. Es gibt heute noch Kontakte mit ehemaligen Zöglingen, diese haben auch bei der Entstehung und im Film mitgewirkt. Heute ist Bethel im Norden eine soziale Einrichtung in Bildung, Altenhilfe, Hilfe für wohnungslose ältere Menschen.
Heute ist das Gelände über 14.000 Hektar groß. Zum Teil wird das Gelände landwirtschaftlich genutzt. In Gebiete, wo die Renaturalisierung noch möglich ist, wird das Moor wieder neu aufgebaut. Dafür gibt es unter anderem mehrere Schaf- Ziegen und Wasserbüffelherden, die für die Landschaftspflege eingesetzt werden. Der Rest des Geländes wird landwirtschaftlich genutzt.
Nach dieser Interessanten Führung durch das frühere Freistatt, das in den 1990 ger Jahren durch eine Umstrukturierung Bethel`s umbenannt wurde in “Bethel im Norden“, machten wir einen Abstecher nach Diepholz – Heede. Dort gibt es ein Museum unter dem Titel „Menschen & Technik“. Es werden Exponate aus dem täglichen Leben gezeigt, wie Rundfunktechnik, Haushaltstechnik, Bügeleisen und einiges mehr. Bei einer interessanten Führung konnte der Museumsmitarbeiter viele Aussagen zu den Geräten machen. Viele Teilnehmer konnten ihre Erfahrungen zu den einzelnen Gegenständen zum Besten geben. Für einige von uns waren es Erinnerungen an die Kinder - und Jugendzeit.