Von Margarethen und Berthas

 

War beim ersten Versuch im Juni vorigen Jahres einiges ins Wasser gefallen, wurden die Teilnehmer der Tagesfahrt nach Essen in diesem Jahr nicht nur vom Wetter verwöhnt. Am 15. Mai klappte alles hervorragend, nicht einmal ein Verkehrsstau rund um Bielefeld durch Autobahnsperrung konnte die Ausflügler aufhalten. Pünktlich erreichte der Neumann Bus den Treffpunkt an der Margarethenhöhe in Essen, wo zwei Stadtführerinnen bereit standen. Eineinhalb Stunden begleiteten uns Hannelore Külzer und ihre Kollegen auf einem Spaziergang durch die bekannte Wohnsiedlung. Margarethe Krupp, verheiratet mit dem Unternehmer Friedrich Alfred Krupp, startete im Jahre 1906, anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Bertha, mit dem Projekt einer Wohnsiedlung nicht nur für Beschäftigte des Krupp Konzerns in der Nähe des Gruga Parks. 

Mit der Durchführung beauftragte sie den jungen Architekten und Stadtplaner Georg Metzendorf, der für die Umsetzung freie Hand bekam. Zwischen 1909 und 1938 entstand so ein Wohngebiet im Grünen mit attraktiven Ein- und Mehrfamilienhäusern für Familien die sich Wohneigentum nicht leisten konnten. Jedes Haus und jede Wohnung verfügte über zentrale Heizung, eigene Toilette und Badewanne mit heizbarem Wasser. Jede Wohnung hatte einen Zugang zu einem kleinen Garten, der nicht als Nutzgarten vorgesehen war. Zur damaligen Zeit höchst fortschrittlich. Lag diese Siedlung damals weit vor der Stadtmitte, gehört sie heute, als Stadtbezirk III mit fast neuntausend Einwohnern, fast zum Zentrum der Stadt. Frau Külzer führte durch eine Musterwohnung die noch heute den Zustand kurz nach dem Erstbezug darstellt. Da der Architekt freie Hand hatte, finden sich viele verschiedene Baustile und Dachformen, mit Ausnahme von Flachdächern im Siedlungsgebiet. Im Zentrum wurde ein Marktplatz mit Geschäften, Gaststätten und Begegnungsstätten errichtet, dass den Bewohnern Versorgung zu günstigen Bedingungen bot. Bis heute wird die 115 Hektar große Siedlung von der Margarethe Krupp Stiftung verwaltet. Wohnungen kann man nur anmieten, größere Einheiten nur von Familien mit Kindern. Nach diesem hochinteressanten und sehr unterhaltsamen Rundgang ging die Fahrt an den Baldeneysee wo in den Südtiroler Stuben das Mittagessen angerichtet war. Nach Mittagspause mit Blick auf den See steuerte der Bus die Villa Hügel an. Die Villa im Stadtteil Bredeney wurde von Friedrich Krupp von 1870-73 als Wohn- und Repräsentationsgebäude errichtet. Im Ursprung wurden viele Bauteile wie Säulen aus Stahl gefertigt um auf die Stahlproduktion des Konzerns zu verweisen. Später wurden große Teile holzverkleidet, so wie es sich heute darstellt. 

Sabine Heil, eine der Touristenfachfrauen, begann ihren Rundgang an den großen Gemälden von Friedrich Krupp und seiner Frau Berta. Ob nach deren Vornamen die größte von Krupp gebaute Kanone die Dicke Berta benannt wurde wird häufig kolportiert, ist aber nicht nachweisbar. Wir erhielten Einblicke in Bau, Umbau und Nutzung der Räume von der Bibliothek zu den Wohnräumen und der für damalige Zeiten fortschrittlichen Technik bei Heizung und Belüftung. Die 11.000 qm Wohn- und Nutzfläche mit 399 Räumen auf dem 40 Hektar großen Grundstück wird heute für vielerlei Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen genutzt. Mit dem Eindruck, dass der Name Krupp unverbrüchlich mit der Stadt Essen verbunden bleiben wird, traten die Teilnehmer die Heimreise an. Herzlichen Dank an den Organisator Dieter Schulz für diese eindrucksvolle Veranstaltung.